Was passiert mit meinem Blut?

Die rote Alarmlampe fängt an zu blinken, darunter steht in dicken Lettern: „Achtung. Hubschrauber landet. Bitte stehen bleiben!“ Das ist Alltag im Klinikum Saarbrücken und in vielen anderen Kliniken. Der Hubschrauber bringt einen Bauarbeiter, der aus dem 3. Stock von einem Gerüst gefallen ist und dabei mehrere Brüche sowie schwere äußere und innere Verletzungen erlitten hat. Er droht zu verbluten, wenn er nicht sofort Blut erhält, das ist den Ärzten im Operationssaal sofort klar. Sie schicken eine Blutprobe ins Labor, wo im Schnellverfahren festgestellt wird, welche Blutgruppe der Patient hat. Die Mitarbeiter im Labor geben die Blutbestellung umgehend telefonisch weiter an die Blutspendezentrale auf dem Winterberg: „Wir brauchen zehn Konserven Blutgruppe 0!“. Und schon ist ein Mitarbeiter unterwegs zum OP.

Blutzellen und Blutflüssigkeit können nicht künstlich hergestellt werden, sie können nur aus „echtem“ Blut gewonnen werden. Deshalb ist es wichtig, dass immer genügend Blutkonserven für Unfallopfer oder schwer kranke Menschen wie zum Beispiel Krebspatienten zur Verfügung stehen. Eine Blutspende kann Leben retten. Nur gut, dass jährlich etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland Blut spenden. Denn täglich braucht Deutschland etwa 15.000 Blutspenden. Im Saarland werden in den 22 Akutkrankenhäusern täglich ca. 183 Blutkonserven benötigt. Doch die hierzulande produzierten Blutkonserven reichen für den eigenen Bedarf bei weitem nicht aus. Trotz der hohen Spendenbereitschaft drohen immer wieder Versorgungsengpässe.

Nicht nur für andere, auch für die eigene Gesundheit gut.

Doch bevor ein Spender zur Ader gelassen wird - mit 500 Millilitern pro Spende – muss kontrolliert werden, ob er als Spender überhaupt infrage kommt. Wer erstmals zum Blut spenden kommt, erhält eine gründliche Gesundheitsuntersuchung. Bei diesem Check erfährt er nicht nur, wie gesund er ist, sondern auch, welche Blutgruppe er hat und ob seine Blutwerte in Ordnung sind. Auch bei künftigen Blutspenden muss vorher jedes Mal ein Fragebogen ausgefüllt werden, um etwaige Neuerkrankungen ausschließen zu können. Außerdem wird das Blut zur Sicherheit der Spendenempfänger bei jeder Spende auf verschiedene Erreger getestet, u.a. auf Hepatitis B und C, HIV und Syphilis. Mit besonders sensiblen Verfahren wie der so genannten „Polymerasekettenreaktion“ lässt sich eine Virusinfektion identifizieren, schon bevor es zur Bildung von Antikörpern gekommen ist. Sollte etwas nicht in Ordnung sein, erhält der Spender innerhalb kürzester Zeit Nachricht von der Blutspendezentrale. So haben Blutspender nicht nur ein gutes Gefühl, weil sie anderen helfen, sie haben mit jeder Blutspende auch eine Kontrolle über ihre eigene Gesundheit.
 „Nur ganz selten müssen potentielle Spender abgewiesen werden“, weiß Dr. Alexander Patek, Transfusionsmediziner und Leiter der Blutspendezentrale Saar-Pfalz am Klinikum Saarbrücken und dem Westpfalzklinikum Kaiserslautern. „So kann es schon mal passieren, dass wir beim Gesundheits-Check Krankheiten entdecken, von denen die Betroffenen selbst noch gar nichts wissen. Vor kurzem haben wir zum Beispiel bei einem 18-jährigen Mädchen einen Herzfehler festgestellt.“
Grundsätzlich kann jeder Gesunde zwischen 18 und 68 Jahren Blut spenden. Der Abstand zwischen zwei Blutspenden sollte mindestens 12 Wochen betragen.  

Blut wird in Einzelbestandteile zerlegt

Was passiert mit dem gespendeten Blut? Jede Spende wird in einen Beutel gefüllt, der mit einem Sicherheitscode versehen ist, sodass jeder Beutel dem Spender eindeutig zugeordnet werden kann. Dann wird das Blut in einer Zentrifuge 30 Minuten lang bei bis zu 3880 Umdrehungen im Kreis gewirbelt. Mit diesem Verfahren wird es in einzelne Bestandteile getrennt - in Plasma (flüssige Blutbestandteile), Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen). Bei der Weiterverarbeitung des Blutes sind große Kühlräume unentbehrlich. So braucht das Blutplasma minus 30 Grad, ist dann allerdings auch ca. ein Jahr lang haltbar. Es dient hauptsächlich der Herstellung von Medikamenten. Die Blutplättchen sind für die Blutgerinnung wichtig und werden in der Chemotherapie und bei Operationen eingesetzt. Sie sind der empfindlichste Teil des Blutes. Sie können nur wenige Tage lang verwendet werden und müssen bei Raumtemperatur ständig bewegt werden, damit sie nicht zusammenkleben. Auch die roten Blutkörperchen  werden kranken und blutarmen Empfängern gegeben. Sie sind für den Sauerstofftransport von der Lunge in alle Organe wichtig und sind bei 4° C ungefähr 42 Tage lang haltbar.